Ein kleiner Junge machte sich am Seitenrand darauf bereit, dass die gegnerische Mannschaft auf den Platz kommt. Endlich waren sie da und er konnte loslegen. „Buuhhh!“ rief er den Spielern in den schwarzen Trikots zu. Denn er war für die mit den weißen.
Es war zu kalt, um hier ohne Mütze zu stehen. Vor allem wenn man wieder einmal so dauerkrank war wie ich. Muss mir dringend ne Neue stricken, dachte ich. Mein kalter Kopf dachte sich: du Idiot, da kommst aber auch früh drauf.
Zum Glück war der Rest vom Körper stabil eingepackt. Fließpulli unter der Winterjacke. Wärmt besser als Bierbauch unter der Trainingsjacke. Wobei ich davon ziemlich weit entfernt bin.
Das Spiel lief seit 30 Minuten, als ein Spieler einen gefährlichen Pass mit der Hand stoppte und dafür sofort mit Rot vom Platz flog. Alter Schwede, wie der sich geärgert hat. Ganz langsam ist er vom Platz geschlichen, hat sich mit dem Trikot das Gesicht verdeckt. Dann saß er da am Spielfeldrand und hielt sich die Hände vors Gesicht. „So dumm“ hörte ich ihn sagen, und noch einmal: „So dumm“. Sein Trainer würdigt ihn keines Blickes, doch ein Betreuer kommt zu ihm und tröstet ihn kurz. Ich hab mich irgendwann gefragt, ob er sich jetzt nicht genug geschämt hat. Also ob er sich gerade wirklich noch schämt, oder ob er will, dass das auch alle sehen, vor allem sein Trainer.
Eigentlich sollte ihm seine Mannschaft dankbar sein. Nach seiner roten Karte spielen die nämlich besser als zuvor. Sie haben 1:1 gespielt, hätten sogar noch fast gewonnen. Ich hätte mich so gefreut, wenn die gewonnen hätten! Kurz vor Ende hatte ein Spieler gleich zweimal die riesige Chance, für seine Mannschaft ein Tor zu schießen. Alle Spieler auf der Bank standen auf, bereit, auf den Platz zu rennen. Doch alle Spieler von der Bank, die Fans und ich, der unparteiische Reporter, stöhnten auf, denn der Ball ging nicht rein. Ich glaube, da war der Typ mit der roten Karte schon lange nicht mehr dabei.
Zwei Spieler aus der zweiten Mannschaft standen neben mir, beide Anfang zwanzig. Sie haben eben noch selber gespielt und schauten sich nun das Spiel der Ersten an. Der eine war groß und ruhig, so vom Typ her ein Verteidiger, der andere klein, schmal und bissig. Flügelstürmer. Er erzählte seinem Kumpel davon, wie er einem aus seiner Mannschaft die Nummer 7 direkt am ersten Tag weggenommen hatte. „Das ist so ein Alman Holzfuß, warum hat der die Nummer 7? Passt gar nicht zu dem!“ Der ruhige Verteidiger stimmt ihm nickend zu. Dann sehen die beiden einen Kollegen im gleichen Trainingsanzug der Mannschaft, der vom Eingang des Platzes in ihre Richtung unterwegs ist. „Guck mal, wie besoffen der schon ist“ sagt die Nummer 7 und klingt nicht überrascht. Der Besoffene kommt, bei uns an, die Nummer 7 setzt sich neben ihn. „Na, du bist auch schon gut dabei ne?“. „Nö, ich bin noch echt fit“ antwortet der Besoffene mit verschwommene Blick. Er und die Nummer 7 halten ein kleines Pläuschchen. Irgendwann sagt die Nummer 7: „Wenn du in Form wärst und heute bei uns mitgespielt hättest, du hättest safe auch ein Tor gemacht!“ Eine junge Frau aus dem gleichen Verein läuft an den beiden vorbei. „Hol dir mal was Wasser!“ Sagt sie zu dem Besoffenen. „Für den ist Bier wie Wasser“ sagte die Nummer 7. Der Besoffene sagt gar nichts. Er holt sich auch kein Wasser. Bierbauch unter der Trainingsjacke.
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